Freitag, 31. August 2012

Asprovalta - Thessaloniki

der "weiße Turm", Wahrzeichen von Thessaloniki
Entlang dem Volvi-See und dem Koronia-See querte ich heute am nördlichen Rand die Halbinsel Chalkidiki mit dem Ziel Thessaloniki. Um die mit einer Million Einwohnern zweitgrößte Stadt Griechenlands zu erreichen, musste ich, um nicht auf der Autobahn zu landen, noch einen kurzen Umweg und einen saftigen Pass in Kauf nehmen.
Thessaloniki wird gelegentlich als „das Barcelona Griechenlands“ bezeichnet. Und die Stadt hat wirklich einiges zu bieten. In diesem Jahr wird das Jubiläum 100 Jahre Befreiung von der türkischen Herrschaft mit zahlreichen historischen und kulturellen Veranstaltungen gefeiert. So hat zum Beispiel heute Abend das Symphonieorchester von Thessaloniki ein Open Air Konzert, mit dem Meer als traumhafter Kulisse im Hintergrund, gegeben.
Von der Griechenlandkrise ist zumindest im Zentrum der Stadt nichts zu spüren. Nur wenn man mit den Menschen spricht, dann hört man den Frust allerorts.


Donnerstag, 30. August 2012

Thassos – Kavala - Asprovaltas


Αντιο Thassos!

Nach einem wunderbaren Urlaub, auf einer wunderbaren Insel, in einem wunderbaren Hotel mit einem wunderbaren Strand hieß es heute Abschied nehmen. Von Thassos, aber vor allem von Helene und Simon. Es ist schon irgendwie ein komisches Gefühl, wenn man nach einem gemeinsamen Urlaub auf extrem unterschiedlichen Wegen nach Hause fährt. Und so ist es wohl normal, wenn mich heute eine gewisse Abschiedsmelancholie auf meiner Fahrt begleitet hat. Das trotz schönster Fahrradstrecke. Ca. 100 km Küstenstraße, meistens direkt am Meer mit herrlichen Ausblicken und außerdem bei recht moderaten Temperaturen. Es steht auch in Griechenland der September vor der Tür.

Freitag, 24. August 2012

Thassos

Hotel Villa Nisteri

Gestern habe ich nach eineinhalb Monaten Simon und Helene auf der wunderbaren Insel Thassos im Hotel Villa Nisteri getroffen.
Wir werden hier eine Woche Urlaub  mit Sonne, Strand und Meer, und nicht zu vergessen, mit griechischen Köstlichkeiten genießen. Und genau so lange wird auch mein Blog Urlaub machen…

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Mittwoch, 22. August 2012

Xanthi - Kavala (Philippi)

Oberhalb von Kavala mit wunderbarem Blick aufs Meer.

"Bei Philippi sehen wir uns wieder!“ zit. nach Cäsar-Biograph Plutarch bzw. Shakespeares Römerdrama  „Julius Cäsar“.  Heute habe ich mich auf wahrlich historischem Boden bewegt. Kaum eine andere Stadt repräsentiert die verschiedenen Epochen, angefangen von den  Thrakischen und Makedonischen Herrschern über die Hellenistische Zeit der Griechen,  die byzantinische Zeit der Römerherrschaft bis zur Zeit der Osmanen, auf solch eindrückliche Art. Hier wurden in den zwei Schlachten bei Philippi die Cäsarmörder Brutus und Cassius geschlagen. Hier führte auch die „Via Egnatia“ durch, deren Streckenverlauf ich eigentlich seit Istanbul folge. Und hier gründete der Apostel Paulus die erste christliche Gemeinde (Apostelgeschichte, Brief an die Philipper).

Dienstag, 21. August 2012

Fanari – Xanthi





Das Genussradeln hat heute im Naturpark Vistonia-See seine Fortsetzung gefunden.
Griechenland  präsentiert sich von der schönsten Seite.
Meine heutige Etappe war mit ca. 40 km recht kurz. Deshalb habe ich bereits schon um 10 Uhr mein Fahrrad in der multikulturellen Stadt Xanthi geparkt. Bleibt mir also viel Zeit, die Stadt näher zu erforschen. Außerdem muss ich eh langsam das Tempo drosseln, um in „Thassosbadeurlaubsstimmung“ zu kommen…

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Montag, 20. August 2012

Alexandroupoli – Fanari


Azurblauer Himmel, tiefblaues Meer, mediterrane Vegetation, Olivenplantagen, dazwischen immer wieder Spuren der Römer, gelegentliche offroad tracks, keine Autos, Natur pur. Kann Fahrrad fahren noch schöner sein?

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Sonntag, 19. August 2012

Kesan – Alexandroupoli


Am Sonntag  in der Früh schläft in der Türkei noch alles. Also freie Fahrt für mich bis zur Grenze nahe Ipsala. Nach ca. 10 Tagen Aufenthalt liegt das Land der Ottomanen mittlerweile hinter mir. Und nun gehe ich zuerst einmal schauen, was die Schuldenkrise im Moment gerade so macht. Außerdem werde ich überprüfen, ob die Griechen wirklich genug für ihr Bruttoinlandsprodukt leisten oder eher ihre Probleme auf die angelamerkelschen Touristen abschieben.
Insgesamt habe ich erstmals seit langem wieder den Eindruck, dass alles ziemlich kultiviert und geordnet, sozusagen gepflegt-europäisch ausschaut bzw. abläuft. Und hier sprechen die Menschen endlich wieder Englisch obwohl mir das griechische Alphabet etwas zu schaffen macht.
Heute habe ich mich wieder einmal dazu entschlossen, das Zelt aufzustellen. Campingplatz Alexandroupoli direkt am Thrakischen Meer.
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Samstag, 18. August 2012

Tekirdag – Kesan


my  beard is growing...

Nach einem gemütlichen Frühstück im fünften Stock meines Hotels mit herrlichem Blick auf das Meer ging meine Reise auf der „Autobahn“ weiter Richtung Griechenland. Wenn man es  schafft, den Lärm der Autos auszublenden, dann ist es hier wunderbar und komfortabel zu radeln, zumal den Radfahrern ein sehr breiter Fahrbahnstreifen zur Verfügung steht. Angenehm kühlender und antreibender Wind von hinten hat meinen Fahrradgenuss zusätzlich erhöht. Mittags habe ich Kesan erreicht, welches ca. 30 km vor der Grenze zu Griechenland liegt. Hier geht es unglaublich zu, Verkehrsstau, Lärm, hektische Menschen. Vielleicht liegt es daran, dass heute das Fest des Fastenbrechens (Ramazan Bayram) stattfindet. Oder der Mond befindet sich einfach in einer derzeit ungünstigen Mondphase?
Heute habe ich übrigens seit langem wieder einmal Radreisende getroffen (alle Richtung Istanbul und alle mit interessanten Reiseprojekten).

Fotos

Freitag, 17. August 2012

Istanbul – Cerkezköy – Tekirdag

On the road again

Wenn Istanbul der südöstliche Wendepunkt meiner Reise ist, dann hat heute eigentlich meine Rückfahrt begonnen.
Für die Fahrt zurück zu meinem Fahrrad nahm ich dieses Mal einen Bus, weil der Zug erst um 3 Uhr am Nachmittag gefahren wäre. Der „Otogar“ ist ein riesiger Busbahnhof mit über 200 Terminals. Trotz der Unmengen an Bussen, die hier herumstehen, ist hier alles sehr gut organisiert,  und so saß ich recht schnell im Bus nach Cerkezköy. Nach dem ich mein Fahrrad im Hotel abgeholt hatte (es war noch da!), ging’s auf einer autobahnähnlichen Straße von Cerkezköy an unzähligen Fabriken und Industrieanlagen vorbei nach Corlu und von dort weiter ans Marmarameer. Die Fahrt entlang des Meers nach Tekirdag war wegen des vielen Verkehrs und dem damit verbundenen Lärm nicht besonders lustig.
Vielleicht habe ich das aber auch nur so wahrgenommen, weil ich nach den vier Tagen Istanbul doch eher unmotiviert und lustlos unterwegs war. Was soll’s,  in einer Woche steht ja die nächste längere Pause  in Thassos auf dem Programm…
Am Abend genoss ich noch ein wenig die Stimmung am Hafen, lauschte dem Klang des Meeres, schaute den Möwen beim Fischen zu und ließ meinen Blick in die unendlichen Weiten des Meeres schweifen.

Fotos

Donnerstag, 16. August 2012

Istanbul 4

Cagaloglu Hamami

Als Gründungsmitglied des selbsternannten Saunaclubs „Aufguss 95“ ist es fast schon eine Verpflichtung, eines der zahlreichen Türkischen Bäder, kurz Hamam, aufzusuchen. Das Cagaloglu Hamami steht auf der „Traver’s life list, 1000 places to see before you die“. Also ein weiterer Grund für einen Besuch. Traditionelle Reinigungs- und Schwitzkultur in so einem historischen Bau zu erleben, ist wirklich etwas Besonderes. Und von einem stämmigen, türkischen Masseure so richtig durchgeknetet zu werden obendrauf.
Nach dem Schwitzen genoss ich noch ein wenig die Atmosphäre im stimmungsvoll hergerichteten Innenhof bei einem Glas türkischem Tee und reichlich Wasser.
Und so darf ich mich nun in die lange Liste jener berühmten Persönlichkeiten eintragen, in der sämtliche Sultane stehen und am anderen Ende z.B. Kemal Atatürk, King Edward, Kaiser Wilhelm II, Florence Nightingale, Omar Sharif, Toni Curtis, Kate Moss, Cameron Diaz und noch viele mehr zu finden sind.
"All men are equal“ – zumindest beim Schwitzen…

Mittwoch, 15. August 2012

Istanbul 3


Museumstag: Hagia Sophia Museum, Istanbul Modern Art Museum, dazwischen Gülhane Park.
Am Abend werde ich mir vielleicht noch das Fußballländerspiel Österreich gegen Türkei anschauen. (unerkannt im Gästesektor...)
Fotos



Dienstag, 14. August 2012

Istanbul 2

Auch das gibt es zu kaufen: Wie für mich gemacht.

Shoppen zählt auf Grund der beschränkten Transportkapazitäten nicht zu den vorrangigen Aktivitäten des Reiseradlers. Aber zumindest die tollen Eindrücke kann ich auf dem Fahrrad leicht mitnehmen.
Für meine kauflustige, weibliche Leserschaft wäre Istanbul das wahre Einkaufseldorado. Hier ist es ja so, dass man das Gefühl bekommt, dass jeder etwas verkaufen will. Das fängt an bei den unzähligen Straßenverkäufern, welche dir allen möglichen Ramsch versuchen anzudrehen, den typischen kleinen Straßenläden,  wo du beinahe alles bekommst, und geht hin bis zu den exklusivsten Geschäften in den Einkaufsstraßen.
Heute habe ich eine Tour durch den ägyptischen Basar (Gewürzbasar) und den bekannten "Großen Basar" gemacht. Irgendwie irre, was dort alles abläuft.
Hier ein paar eindrückliche Fotos, um euch den Mund ein wenig wässrig zu machen.

Fotos

Montag, 13. August 2012

Istanbul 1




Ein Tag in Istanbul ist  anstrengender als eine Fahrradetappe über 100 km…

Ansonsten zählt das Thema Religion nicht zu meinen Vorlieben. Heute jedoch habe ich mich aus aktuellem Anlass (im weitern Umfeld von Istanbul soll es 3000 Moscheen geben) mit  dem Islam beschäftigt und aus diesem Grund einige Moscheen besucht und mir eine Broschüre zum Thema zu Gemüte geführt. Klingt ja alles gut und recht, was ich über die 5 Säulen des Islams, den Koran oder das Leben des Propheten Muhammads gelesen habe. Auch das was ich in diversen Gesprächen so mitbekommen habe. (z.B. über die Erneuerung der Gesellschaft durch den Islam) Und wie so oft klafft dann ein riesiges Loch zwischen Theorie und Praxis. Heute Abend war ich in der Neuen Moschee (mit ihren 500  Lenzen ist sie zwar nicht mehr ganz so neu) und habe die Menschen bei ihrem Gebet beobachtet. Und hier bewahrheiteten sich wieder einmal alle Vorurteile. Die Männer nehmen das Zentrum der Mosche ein, vorne drischt ein alter Herr mit Bart (seiner war fast so schön wie meiner) auf eine total eindringliche und autoritäre Art und Weise seine Phrasen herunter. Den Frauen mit ihren Kopftüchern wiederum wird der letzte Winkel hinter einer Trennwand zur Verfügung gestellt. Diskriminierung par excellence. Andererseits zeigt sich auf den Straßen, fernab der religiösen Rituale, dann ein total anderes Bild. Westlich eingestellte und moderne (auch sehr konsumorientierte) Menschen. Auch wenn man im Fernseher vom KTV-ähnlichen Kanal 49, wo eine männliche Stimme den ganzen Tag irgendwelche Suren aus dem Koran herunter leiert, auf Kanal 48 schaltet, wo ein „oversextes“ Mädchen auf eine dermaßen aufreizende Art und Weise einen Pop-Song zum Besten gibt, hat man das Gefühl, dass zwei vollkommen unterschiedliche Welten aufeinander prallen.
Ich glaube, eine gewisse Art des „Geistes der Aufklärung“ hat auch in der Türkei eingesetzt.
Wenn man auf der  Istiklal Caddesi (einer ewig langen Einkaufsstraße) vom Galatiturm zum Taksimplatz spaziert, dann kann man das Istanbul  zwischen Tradition und Moderne hautnah miterleben. Bei Merian gibt es dazu einen recht guten Artikel.
http://www.merian.de/magazin/istanbul-zwischen-moderne-tradition.html

Fotos

Sonntag, 12. August 2012

Cerkezköy - Istanbul


Bitte die Möwe zu beachten.

In Cerkezköy halten pro Tag genau zwei Züge. Einer davon fährt nach Istanbul. Schon eine halbe Stunde vor Abfahrt herrschte am Bahnhof rege Betriebsamkeit, und der Bahnsteig war „gerammelt“ voll. Eigentlich rechnete ich schon mit einem Stehplatz, wurde aber  dann bei der Einfahrt  des auf mich recht komfortabel wirkenden Zuges positiv überrascht. Der Preis  der Zugfahrt (ca. 3 € für 90 km) verhielt sich direkt proportional zur Reisegeschwindigkeit. Aber wer mit dem Fahrrad unterwegs ist, der mag es eh nicht all zu schnell.
Die Fahrt war dann für mich zutiefst beeindruckend, vermittelte sie mir doch annähernd einen Eindruck über die riesigen Dimensionen dieser Stadt. Etwa  eine halbe Stunde ging es durch Vororte, einem Sammelsurium von Wohnblöcken und Satellitenstädten, wo ich nicht einmal geschenkt wohnen möchte. Und überall wird noch weiter gebaut, was das Zeug hält. Istanbul  ist mit seinen 15 Millionen Einwohnern eine gigantische Stadt.
Mit 75 Minuten Verspätung (bei der ÖBB könnte man den Fahrpreis zurück verlangen) kam der Zug im Bahnhof Sirkeci an. Wie einst der Orientexpress. Aber der historische Bahnhof hat in der Vergangenheit, glaube ich, wohl auch schon bessere  Zeiten gesehen. Mein Hotel habe ich (Internet sei Dank) gestern schon gebucht und in zwei Gehminuten vom Bahnhof entfernt auch gleich erreicht.
Nach dem Durchradeln von vielen beschaulich-ländlichen Gegenden stellt diese Stadt  für mich fast so etwas wie ein Kulturschock dar. Ich muss mich an die Hektik, den Lärm und den schnellen Rhythmus dieser Stadt wohl erst noch gewöhnen.


Samstag, 11. August 2012

Pinahisar - Cerkezköy

Ich sage nur: "4.30 Uhr"

Irgendwie war das Radfahren heute ziemlich anstrengend.
Bis Saray hatte ich mit sturmartigem Gegenwind zu kämpfen, welcher mir das Gefühl gab, dass ich nicht vom Fleck komme, und die Tatsache, dass man beim Radfahren immer in Bewegung sein muss, weil sonst fällt man ja um, hatte bei diesen Verhältnissen eine besondere Relevanz. Nachdem der Kraftaufwand beim Gegenwind mit zunehmender Geschwindigkeit exponentiell zunimmt, gab es für mich nur zwei Möglichkeiten. Tempo drosseln oder Richtung ändern. Und so bin ich eben im Schneckentempo durch die ansonsten schöne Landschaft „gegurkt“. Ich war aber immerhin noch ein wenig schneller als Krzysztof, der von Polen bis nach Jerusalem pilgert. (Nebenbei liegt auch Syrien auf seinem Weg!)
Ab Saray kämpfte ich mit extremem Schwerverkehr. Es gab Momente, wo mich die Luftwirbel fast von der Straße fegten. Und die Köter, die waren heute auch besonders aggressiv und verlangten nach allen möglichen Verteidigungsstrategien.
Gelandet bin ich in Cerkezköy, einer sehr modernen, pulsierenden Industriestadt (Elektrotechnik und Kfz-Zulieferindustrie) mit über 60.000 Einwohnern. Überhaupt habe ich das Gefühl, je näher Istanbul kommt, desto entwickelter ist die Gegend. 
Sehr viele Leute haben mir dringend abgeraten, mit dem Fahrrad nach Istanbul  bis in die Innenstadt zu radeln. Der Verkehr sei gemeingefährlich und das ganze Unternehmen sicher nicht lustig. Deshalb habe ich mich entschieden, mein Fahrrad in Cerkezköy zu lassen und morgen mit dem Zug oder mit dem Bus nach Istanbul zu fahren.




Freitag, 10. August 2012

Malko Tarnovo - Pinarhisar

Nächste Grenzüberschreitung

Nach einem gemütlichen Frühstück im Freien steuerte ich die bulgarisch-türkische Grenze an, welche von meinem Hotel  ca. 9 km entfernt war. Dort angekommen wurden die Zollformalitäten zügig erledigt (Visum, 15 € und Stempel in den Pass). Schwups, und schon war ich in der Türkei, genauer gesagt in Ostthrakien,  dem europäischen Teil der Türkei. Mit  großer Überraschung musste ich feststellen, dass mich eine bestens ausgebaute Straße mit breitem Radstreifen (Vielleicht war es auch nur ein Pannenstreifen? Egal) erwartete.
Die erste größere Stadt Kirklareli (40 Kirchen, obwohl nur Minarette zu sehen waren) habe ich umfahren und bin gleich nach Pinahisar weitergeradelt,  wo ich mein heutiges Quartier bezog. Irgendwie ist in dieser Stadt alles ein wenig hektisch. Und bei meinem Mittagsschlaf wurde ich gleich von einem Muezzin gestört. Daran muss ich mich die nächste Zeit wohl gewöhnen. Und sonst hätte ich ja noch Ohrenstöpsel im Gepäck...



Donnerstag, 9. August 2012

Tsarevo - Malko Tarnovo

Ein von Fliegen gepeinigter, der Verzweiflung naher Radfahrer

Während meiner heutigen Fahrt bin ich die ganze Zeit durch ein wunderschönes Naturschutzgebiet (Standscha) geradelt. Höhenmeter dürften wieder einige zusammengekommen sein.
Was ist mir dabei begegnet?
5 Autos
2 Holzfäller
1 Schafhirte, der eine Zigarette von mir wollte (Pech gehabt, falsche Adresse)
1 Mountainbiker, der mich ein Stück des Weges begleitet hat
Ca. 5000 Fliegen und Bremsen (dornbirnerisch „Briama“)
Jetzt weiß ich wenigstens, (ok, aus geruchstechnischen Gründen hinkt dieser Vergleich ein wenig) wie sich ein Rindsvieh auf der Weide fühlen muss. Es war mir nicht möglich, stehen zu bleiben, und so musste ich meine Jause radelnderweise zu mir nehmen.
Ich habe übrigens im Feldversuch herausgefunden, dass in dieser Region die Fliegen mit einer Maximalgeschwindigkeit von höchstens 14,5 km/h unterwegs sind. Bei Erhöhung der Geschwindigkeit können die Plagegeister nicht mehr folgen und verschwinden. In den Steigungen, wo ich diese Geschwindigkeit leider nicht erreichte, haben mich die Biester dafür gefressen. (Beziehungsweise ich habe sie bei jedem Atemzug „gefressen“)
Ich glaube, wenn man über solche Dinge sinnieren kann, dann liegt der Alltag weit, weit weg.

Derzeit bin ich in Maliko Tarnovo, einem kleinen Dorf ca. 8 km von der türkischen Grenze entfernt. Am Nachmittag habe ich das Dorfmuseum besucht, welches die Themen Archäologie, Geschichte des Dorfes, Naturkunde der Region, Ethnologie (sehr interessant!) und Ikonenmalerei behandelt.

Fotos 



Mittwoch, 8. August 2012

Chernomorets – Tsarevo

Zur Orientierung, da irgendwo bin ich gerade.

Den heutigen Tag bin ich recht locker angegangen, weil die geplante Strecke entlang des Schwarzen Meeres mit 45 Kilometer ziemlich kurz bemessen war. Das mag auch gut sein, weil mir momentan leichte Hüftbeschwerden das Radeln etwas erschweren. (Bin halt auch nicht mehr der Jüngste…)

Eigentlich wollte ich ja direkt am Meer fahren, nach fünf Kilometern bin ich dann auf Nachfrage drauf gekommen, dass diese Straße in weiterer Folge wegen Bauarbeiten gesperrt ist. Also wieder zurück und auf die Hauptstraße. Mein heutiges Ziel war Tsarevo, eine Küstenstadt wie man sie aus Italien kennt. Die Gegend hier ist zauberhaft. Trotz reger Bautätigkeit ist hier nicht alles verbaut. Und das was gebaut wird, ist durchwegs ansehnlich und von guter Qualität. Man hört in dieser Gegend eigentlich ausschließlich die bulgarische Sprache. Ist wohl die Urlaubsgegend der finanziell besser situierten Bulgaren.
Morgen werde ich das Meer hinter mir lassen und ins Gebirge Richtung türkischer Grenze fahren.

Übrigens, mein Sonnenbrand sagt mir, dass der Lidl Sonnenschirm gestern nicht die ganzen infraroten Sonnenstrahlen absorbiert hat. Lidl eben...

Dienstag, 7. August 2012

Chernomorets


Heute macht mein Blog Urlaub! (Natürlich unter einem Lidl Sonnenschirm)

Montag, 6. August 2012

Ajtos - Chernomorets

Das schaut doch wie Urlaub aus, oder nicht?

Um der Autobahn zu entgehen habe ich heute einen weiten Bogen um Burgas gemacht und die Strecke über die Hügel gewählt. Landschaftlich tolle Gegend, kaum Verkehr aber die miesesten Straßenverhältnisse seit langem. (Mischung zwischen Schotterpiste und Riesenschlagloch)
Zwei "Jubiläen" gab es für mich heute auch zu feiern. Mein Kilometerzähler zeigte die stolze Zahl von 2000 zurückgelegten Kilometern an, und außerdem habe ich mein erstes größeres Etappenziel, nämlich das Schwarze Meer, erreicht. Zur Belohnung gönnte ich mir ein sehr exklusives Hotel, wo ich zwei Tage regenerieren werde.

Wisst ihr eigentlich, dass es beim Radfahren nicht so ist, dass man einfach nur so durch die Gegend „karresselt“ und blöd in die Landschaft äugt. Nein! Da gehen einem die interessantesten Dinge durch den Kopf und man beschäftigt sich mit allerhand Problemstellungen des täglichen Lebens. Heute zum Beispiel habe ich das erste Dünsersche Axiom entwickelt, das da lautet:
Bei der durch die Bewältigung eines Aufstiegs hervorgerufenen Umwandlung von kinetischer in potentielle Energie, bei gleichzeitiger, intensiver Bestrahlung des menschlichen Körpers durch Sonnenlicht, kommt es zu einer übermäßigen Emittierung von Schweißtropfen, welche, um eine Dehydrierung zu verhindern, durch Zufuhr entsprechender Mengen von H2O kompensiert werden muss. Alles klar?

Sonntag, 5. August 2012

Veliki Preslav - Ajtos



Seht ihr auf dem Bild am Horizont den Silberstreifen? Das ist das Schwarze Meer! Ok, ich sehe ihn auch nicht, aber fühlen tu ich das Meer schon ein klein wenig ;-)

Gestern Abend gab es in meinem Hotel noch „Saturday Night Fever“ auf Bulgarisch. Ein Duo spielte traditionelle und moderne bulgarische Musik, zu welcher die weiblichen Gäste Volsk- und Kreistänze tanzten. Die Stimmung an diesem lauen Sommerabend auf der Hotelterrasse war toll und gefeiert wurde bis tief in die Nacht. Und so bin ich heute mit etwas Verspätung aus den Startlöchern herausgekommen. Leider, denn heute war ein sehr heißer Tag und meine Fahrt dauerte so lange, dass ich die Mittagshitze volle Kanne  abbekam. In der ärgsten Hitze durfte ich noch einen saftigen Pass hinaufkletter. Das Wasser in meinen Trinkflaschen hat beinahe gekocht. Gelandet bin ich schließlich in Ajtos. Nach einer längeren Suche (die Hitze wurde immer unerträglicher und jeden, den ich nach einem Hotel fragte, schickte mich in eine andere Richtung) habe ich schließlich das Hotel Genger gefunden. Das ist wie ein kleines Dorf mit mehreren Häusern, Souvenirläden, Handwerksbetriebe und natürlich Gastronomie.
Derzeit bin ich am regenerieren...






Samstag, 4. August 2012

Voditse – Veliki Preslav


Bulgarien zeigt sich mir als ein wunderschönes Land.  Reizvolle Landschaften mit sanften Hügeln, mit vielen bewaldeten Bergen und viel kultivierten, landwirtschaftlichen Flächen. Auch das Trinkwasser aus den Brunnen in den Dörfern ist von ausgezeichneter Qualität. Bulgarien ist sehr dünn besiedelt und bietet für die Menschen hier jede Menge Platz.

Auch heute bin ich wieder sehr früh aufgebrochen, um der extremen Hitze am Nachmittag zu entgehen und habe bereits um 11 Uhr mein heutiges Reiseziel, nämlich Veliki Preslav erreicht. Veliki Preslav ist das Herz der bulgarischen Geschichte, denn hier entstand im Jahr 893 das erste bulgarische Königreich. Noch heute zeugen die Überreste des Königspalastes von dieser Zeit. Außerdem gibt es hier ein interessantes archäologisches Museum.





Svisthov – Voditsa


Die Donau hat mich seit Wien begleitet und mir immer wieder mit ihrem Verlauf die Richtung meines Weges angezeigt. Heute heißt es Abschied nehmen, weil mein Weg nun Richtung Burgas abzweigt. Bei Svisthov erreicht die Donau übrigens den südlichsten Punkt auf ihrem Weg zum Schwarzen Meer.
Ansonsten zeigte sich Bulgarien im Moment von der besten Seite. Auf einer abwechslungsreichen Stecke mit doch vielen Höhenmetern (das kann einem Mann aus den Alpen aber nichts anhaben), und sehr abwechslungsreicher Landschaft ging es recht zügig voran. Gelandet bin ich heute in Voditsa, einem kleinen Nest in Bulgarien. Genauer gesagt im St. James´ Park. Hier leben Kathy und Elly (Mutter und Tochter) aus Manchester, welche mit Hilfe von Volontiers aus der ganzen Welt ein kleines Paradies geschaffen haben. Sie haben ihre Zelte in England abgebrochen und führen hier ein nicht immer leichtes bescheidenes, alternatives Leben unter einfachsten Bedingungen. Die Gespräche über ihre Philosophie des Lebens waren sehr aufschlussreich und interessant.

Donnerstag, 2. August 2012

Turnu Magurele - Svishtov


King of the bulgarian road

Die Fähre von Turnu Magurele fährt nur alle zwei Stunden auf die andere Seite nach Nikopol. Aus mir unerklärlichen Gründen war die Abfahrt dann statt um 10 Uhr erst um 10.43 Uhr. Niemand auf der Fähre hat sich darüber aufgeregt, anscheinend nimmt man´s hier mit der Pünktlichkeit nicht ganz so genau. Hier ticken offensichtlich die Uhren und Menschen irgendwie anders als bei uns.
Mein erster Eindruck von Bulgarien: armselig und trostlos. Die Straßen und Dörfer waren fast menschenleer. Und das was ich gesehen habe, machte einen baufälligen Eindruck. Auch die Straßen sind hier in einem deutlich schlechteren Zustand wie in Rumänien. Später, auf einer Hochebene, hat sich die Optik dann ein wenig gebessert. Erstmals bin ich heute auch durch ein größeres, waldreiches Gebiete geradelt.

Die Kommunikation wurde in Rumänien durch die fehlenden Englischkenntnisse der Bevölkerung schon leicht problematisch. Jetzt mit der kyrillischen Schrift ist der Ofen ganz aus. Schrift und Sprache sind mir fremd. Ich denke und spreche nur mehr in Bildern.

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Mittwoch, 1. August 2012

Gighera - Turnu Magurele

Mein Geschäft!

Der heutige Abschnitt meiner Rumänienfahrt präsentiere sich ganz  anders als der gestrige. Zwar konnte ich immer noch recht viele traditionelle Landwirtschaftsbetriebe sehen, daneben gab es jedoch viele Geschäfte, kleinere Firmen und Gewerbebetriebe und damit einhergehend gleich deutlich mehr Wohlstand. Und so sieht man auf der Straße viele westliche Autos und auch moderne und neue Häuser.
Auch die Landwirtschaft wird in dieser Region professioneller betrieben.

Mein heutiges Reiseziel war Turnu Magurele,  wo ich meine letzte Nacht in Rumänien verbringe, bevor ich morgen mit der Fähre zurück auf die bulgarische Donauseite wechsle. Turnu Magurele ist vergleichbar mit einer italienischen Kleinstadt. Etwas  südländisch verlottert aber sonst recht liebenswürdig und am Abend voll pulsierendem Leben. Im Vergleich zu dem, was ich bisher in Rumänien gesehen habe, handelt es sich um eine sehr moderne Stadt.

Übrigens, auch die olympischen Spiele gehen nicht ganz spurlos an mir vorbei.Heute zum Beispiel habe ich mir das Gewichtheben der Frauen angeschaut. Wäre das nicht eine Sportart für meine weiblichen Blogleser? Gold holte übrigens Rim Jong-Sum aus Nordkorea.

Calafat – Gighera


In Rumänien, zumindest aber in Gighera, sind die „internetten“ Vernetzungen noch  nicht ganz im Vollausbau…
Vor gut 20 Jahren habe ich Rumänien schon einmal einen Besuch abgestattet. Damals, knapp nach dem Fall des Ceausescus Regimes, habe ich die Stimmung im Land als sehr bedrückend empfunden, die Menschen sind mir mit viel Misstrauen begegnet. Seit dieser Zeit hat sich zum Glück sehr viel getan. Gerade bei den öffentlichen Gebäuden (Gemeindeämter, Spitäler, Schulen…) lässt die EU, zumindest steht das so auf Infotafeln, einiges springen.
Ansonsten ist hier das Leben sehr traditionell und einfach. Man sieht viele Leute mit dem Pferdefuhrwerk, die Arbeit wird von Hand erledigt, man sieht keine Maschinen, auch die Häuser sind sehr einfach mit Wohn- und Bewirtschaftungsbereich und Brunnen vorne an der Straße.  
Die Menschen hier begegnen mir als Fahrradexoten sehr freundlich, rufen oder winken mir beim Vorbeifahren zu, Kinder am Straßenrand klatschen ab und Autofahrer hupen mir freundlich.
Dafür war meine Unterkunft eher von der schlechteren Sorte. Aber als Radreisender darf man nicht immer ganz so zimperlich sein...
Viel beängstigender ist die Tatsache, in ca. 10 km Luftlinie Entfernung des einzigen bulgarischen AKWs Kozloduj zu nächtigen.
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