Montag, 13. August 2012

Istanbul 1




Ein Tag in Istanbul ist  anstrengender als eine Fahrradetappe über 100 km…

Ansonsten zählt das Thema Religion nicht zu meinen Vorlieben. Heute jedoch habe ich mich aus aktuellem Anlass (im weitern Umfeld von Istanbul soll es 3000 Moscheen geben) mit  dem Islam beschäftigt und aus diesem Grund einige Moscheen besucht und mir eine Broschüre zum Thema zu Gemüte geführt. Klingt ja alles gut und recht, was ich über die 5 Säulen des Islams, den Koran oder das Leben des Propheten Muhammads gelesen habe. Auch das was ich in diversen Gesprächen so mitbekommen habe. (z.B. über die Erneuerung der Gesellschaft durch den Islam) Und wie so oft klafft dann ein riesiges Loch zwischen Theorie und Praxis. Heute Abend war ich in der Neuen Moschee (mit ihren 500  Lenzen ist sie zwar nicht mehr ganz so neu) und habe die Menschen bei ihrem Gebet beobachtet. Und hier bewahrheiteten sich wieder einmal alle Vorurteile. Die Männer nehmen das Zentrum der Mosche ein, vorne drischt ein alter Herr mit Bart (seiner war fast so schön wie meiner) auf eine total eindringliche und autoritäre Art und Weise seine Phrasen herunter. Den Frauen mit ihren Kopftüchern wiederum wird der letzte Winkel hinter einer Trennwand zur Verfügung gestellt. Diskriminierung par excellence. Andererseits zeigt sich auf den Straßen, fernab der religiösen Rituale, dann ein total anderes Bild. Westlich eingestellte und moderne (auch sehr konsumorientierte) Menschen. Auch wenn man im Fernseher vom KTV-ähnlichen Kanal 49, wo eine männliche Stimme den ganzen Tag irgendwelche Suren aus dem Koran herunter leiert, auf Kanal 48 schaltet, wo ein „oversextes“ Mädchen auf eine dermaßen aufreizende Art und Weise einen Pop-Song zum Besten gibt, hat man das Gefühl, dass zwei vollkommen unterschiedliche Welten aufeinander prallen.
Ich glaube, eine gewisse Art des „Geistes der Aufklärung“ hat auch in der Türkei eingesetzt.
Wenn man auf der  Istiklal Caddesi (einer ewig langen Einkaufsstraße) vom Galatiturm zum Taksimplatz spaziert, dann kann man das Istanbul  zwischen Tradition und Moderne hautnah miterleben. Bei Merian gibt es dazu einen recht guten Artikel.
http://www.merian.de/magazin/istanbul-zwischen-moderne-tradition.html

Fotos

1 Kommentar:

  1. Hallo Heinz, hoffe du kannst mit deiner Hüfte schmerzfrei die imposante Stadt erkunden? Radfahren geht ja meistens besser als laufen. Dem Kontrast zwischen moderner Stadt und dem Mann/Frau-Bild, welches die meisten Türken immer noch leben ist wohl nichts mehr hinzuzufügen. Echt schräg. Schade das du mit dem Rad hier nicht einkaufen kannst, Möglichkeiten gäbe es ja genug. Schwarztee mit Wasserpfeife ist dein tägliches "Brot"? liebe Grüße Felix

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